Montag, 07 Februar 2022 16:28

Ist eine berufsbegleitende Promotion realistisch?

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berufsbegleitende Promotion berufsbegleitende Promotion pixabay

Laut einer Studie des Institutes für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) promovieren 17 % der Doktoranden neben ihrem Beruf. Wichtig ist vor allem vorausschauend zu planen, zu starten und dann viel Willen und Durchhaltevermögen zu besitzen.

Vorteile ergeben sich bei einer nebenberuflichen Promotion einige. Dazu zählt, dass Doktortitel in Deutschland eher selten sind, denn nur 1,4 % der 25 - 65-jährigen hat laut dem statistischen Bundesamt eine erfolgreiche Promotion abgeschlossen. Mit einem Dr. oder PhD steigt natürlich auch das gesellschaftliche und berufliche Ansehen.

Mit einem solchen Titel erreicht man oft ein höheres Einkommen, sowie mehr Verantwortung und Anerkennung. Auch Selbstständige profitieren vom Doktortitel, denn dadurch signalisieren sie eine höhere Kompetenz und mehr Vertrauenswürdigkeit. Laut Studien ist ein Titel wie der Dr. oder PhD auf jeden Fall ein Wettbewerbsvorteil.

Natürlich gibt es bei einer Promotion während der Berufstätigkeit auch Nachteile. Dazu gehören bürokratische, formale und praktische Hindernisse. Neben dem Beruf noch so viel Zeit zu investieren und das ohne an der Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter angestellt zu sein ist nicht einfach. Externe Promotionsstellen werden selten vergeben und deren Dauer und Ausgang ist dazu noch ungewiss. Die Doktoranden haben dann auch keinen hochschulrechtlichen Status.

Neben dem Beruf noch eine Doktorarbeit zu schreiben kann zu einigen Problemen führen wie beispielsweise ein Mangel an Zeit, Ressourcen und Kapazität. Auch die Doppelbelastung neben der Arbeit sollte man nicht unterschätzen. Die effektive Promotionsdauer bis zum Erhalt des Doktortitels ist nicht planbar.

Dazu kommen auch Kosten für Reisen, die Einschreibung und die Promotionsunterstützung. Eine berufsbegleitende Promotion birgt auch die Gefahr, dass die verbindlichen Strukturen im Promotionsablauf fehlen. Bei Selbstständigen kommen noch der entgangene Umsatz und Gewinn durch die Promotionszeit dazu.

Es macht natürlich einen Unterschied, ob man intern oder extern promoviert. Eine interne Promotion ist eine bezahlte Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl. Diese dauert länger, man arbeitet aber nebenbei am Institut oder für den Lehrstuhl. Eine interne Promotion erfolgt meist direkt nach dem Studium.

Im Gegensatz dazu ist eine externe Promotion eine reine Betreuung der Doktorarbeit. Hier bekommt der Doktorand Unterstützung durch den Betreuer, aber er ist nicht an der Universität angestellt und bearbeitet das Thema eigenständig. Diese Art der Dissertation eignet sich gut, wenn die Forschungstätigkeit auf unabhängiger Arbeitsweise bestehen soll. Der Promovierende kann hier die Arbeitszeit und den Ort frei wählen bzw. autonom gestalten. Oft hängen diese aber mit der Ausrichtung des Studiengangs zusammen.

Eine nebenberufliche Promotion ist eine große Herausforderung, die auch nicht von wenig Doktoranden wieder abgebrochen wird. Folgende Gründe kann es dafür geben: Die Motivation kann über die lange Durststrecke einbrechen. Aber es kann auch sein, dass im Nachhinein klar wird, dass das Forschungsdesign nicht durchführbar war.

Ein möglicher Abbruchgrund kann auch im Privaten liegen wie beispielsweise eine Trennung oder Scheidung oder der Tod eines Angehörigen. Auch im beruflichen Umfeld können Veränderungen passieren. Ein Jobwechsel oder die Betreuung eines neuen Projektes können die Dissertation nebenbei schwierig machen. Viele scheitern auch an der Doppelbelastung von Job und Promotion oder an der langen Dauer eines solchen Vorhabens.

Trotz dieser Gründe und der Nachteile ist der Spagat zwischen Beruf und Promotion nebenbei auf jeden Fall zu schaffen. Es braucht aber eine gute Planung, viel Durchhaltevermögen und den Willen, ein solches Vorhaben auch durchzuziehen. Man sollte sich im Vorhinein überlegen, ob man dies will oder lieber eins nach dem anderen angeht.